Meisterwerk

Schon seit einer ganzen Weile

hängt Emmerich an einer Zeile.

Er liest die Worte immer wieder,

steht auf, lustwandelt, setzt sich nieder. 
 

Den Kopf wiegt er bedeutungsschwer

eine Weile hin und her,

erwägt das Für und auch das Wider,

steht auf, lustwandelt, setzt sich nieder. 
 

Einer Kerze Docht verspricht

den neuen Blick im andren Licht.

Emmerich blickt sanft und bieder,

steht auf, lustwandelt, setzt sich nieder.

 

Die Prosa wälzt er auf der Zunge,

saugt Seitenduft in seine Lunge,

sucht die Bedeutung, streckt die Glieder,

steht auf, lustwandelt, setzt sich nieder.

 

Dann gibt er auf, er wirkt verdrossen,

denn dieses Werk bleibt ihm verschlossen.

Er senkt verzweifelt seine Lider,

steht auf, lustwandelt, setzt sich nieder. 
 

Er wirft den Wälzer an die Wand,

dann nimmt er ihn erneut zur Hand.

Doch irgendwie erschließt sich nicht,

worüber dieser Autor spricht.

 

Drum, nach der ganzen Lauferei,

ruft er den Kundendienst herbei,

damit ein netter Mensch ihm dann

den Fernseher erklären kann.