Verduftet
Den guten Duft für ihn und sie,
den gibt‘s in der Parfümerie.
Und grad sieht man durch deren Türen
den Emmerich hereinspazieren.
„Ich bin“, spricht er, „schon über vierzig,
mein Duft sei daher männlich-würzig!“
(wobei er nebenbei vergisst,
dass er mehr „über fünfzig“ ist!)
Es lächelt die Verkäuferin
und sie hält ihm ein Fläschchen hin.
Der Duft riecht wirklich heftig zedrig,
im Abgang ziemlich scharf und ledrig.
Vielleicht wär‘s gut in diesem Sinn,
es wär ein wenig Süße drin!
Da lächelt die Verkäuferin
und sie hält ihm ein Fläschchen hin.
Jasmin und Veilchen, dann noch Rose ...
nein, das geht kräftig in die Hose!
Das lassen wir wohl besser sein,
da muss dann doch mehr Frische rein.
Da lächelt die Verkäuferin
und sie hält ihm ein Fläschchen hin.
Nun gut, das riecht zwar schon ganz frisch,
erinnert leicht an Meer und Fisch.
Doch schöner als die Strandgewichtung
wär noch die fruchtig-frische Richtung.
Das Lächeln der Verkäuferin
friert ein, sie hält ein Fläschchen hin.
Sehr schön, Zitrone kommt recht gut,
doch Mint mit Moschus, das braucht Mut
… und ehrlich mal, die Basisnote,
riecht schwer nach nasser Hundepfote.
Das Lächeln der Verkäuferin
wirkt falsch, sie hält ein Fläschchen hin.
Auch unsrem lieben Emmerich
ist schon ein wenig schwindelich.
„Der Duft hier, meine gute Frau,
der gleicht dem ersten haargenau!“
Die pissige Verkäuferin
zeigt Zähne, hält ein Fläschchen hin.
Doch Emmerich fehlt jetzt der Schwung
durch Nasendienstverweigerung.
Leicht schwankend geht er aus dem Laden
um sich zu Hause heiß zu baden.
Und die Verkäuferin Frau Beer,
die lächelt grad mal gar nicht mehr.